Eine Generation beginnt immer einen neuen Zyklus, der sich aber auf dem gleichen Ursprung verändert hat. Das Generative erzeugt das Ähnliche im Hinblick auf das Vorangegangene. Eine Konstituente im Alterungsprozess der Zivilisation. In der Kognitionsgeschichte beruhen Fakten auf dem Moment der Erfahrung und der Anerkenntnis. Eine Generation kann nur durch ihre eigenen Erfahrungen zu Erkenntnissen gelangen. So zeigt es sich, dass es scheinbar unmöglich ist, eine hoffnungsvollerweise gewonnene Erkenntnis einer Generation der nächsten zu vermitteln und ihr dabei die Erfahrung zu ersparen.
Die Arbeit „Krieg und Frieden“ entstand 2002 unter den Kriegsandrohungen der amerikanischen Regierung an den Irak. Auf einem Bildschirm, der auf Beton befestigt ist und die gleiche Hintergrundtextur hat, läuft ein subtiler Film ab. Er zeigt linksseitig langsam abwechselnd die Bestimmungswörter Kriegs– und Friedens-; rechtsseitig schneller wechselnd die jeweiligen Grundwörter, die ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu ihren Bestimmungswörtern hintereinander in alphabetischer Reihenfolge ablaufen. So entstehen Wortverbindungen wie Friedenshinterbliebene oder Kriegspfeife. Dahinter steht ein generatives Prinzip, nach dem jede Schleife gleiche und neue Verbindungen erzeugt.
Die Schleifen sind unbeeinflussbar, haben eine reine kontemplative Vermittlungsstruktur. Als Mahnmal für das Unvermeidbare wird hier versucht, über die offizielle Sprache, oder besser die proximetrische Ästhetik des öffentlichen Denkmals, Erkenntnis zu vermitteln. Da das aber ein Widerspruch in sich scheint, entpuppt sich die Arbeit nur als schillernder Sisyphos. Als Denkmal, an dem sich nichts weiter als die Gemüter der Autofahrer erhitzen und die Launen der Touristen reiben würden. Einen Krieg verhindern sie wohl nie.
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